Ein Kristall, verborgen in Neuer Sachlichkeit
Zum Umgang mit denkmalgeschützter Bausubstanz und zur Geschichte von Haus Buchthal 1922 – 2016:
Das Haus aus den Jahren 1922/23 war in seiner Urform eine der wenigen Villenarchitekturen des Expressionismus in Berlin.
Die Brüder Hans und Wassili Luckhardt – später berühmt geworden durch die weißen Häuser am Rupenhorn – zeichneten gemeinsam mit dem Architekten Franz Hoffmann für dieses gebaute Manifest der Avantgarde verantwortlich: mit kantigen, kristallartigen Raumformen, kontrastreichen Farben, einer Ausstattung durch expressionistische Künstler wie O. Herzog und M. Melzer, und einer adäquat außergewöhnlichen Gartenarchitektur. Auftraggeber war das jüdischen Ehepaar Eugen und Thea Buchthal. Zu ihrer Kunstsammlung gehörten u.a. Werke von W. Lehmbruck, E. Heckel, E. Nolde. Nach ca. sechs Jahren beendete die Familie mit ihren inzwischen drei Kindern das Wohnen in einem Kunstwerk mit der Beauftragung des Loos-Schülers Ernst Ludwig Freud (Sohn des Begründers der Psychoanalyse).1929 wurde das Haus von ihm im Zuge des Umbaus im Stil der Neuen Sachlichkeit von allen Ecken und Kanten befreit. 1933 musste die Familie Buchthal aus Deutschland emigrieren und Villa und Kunstsammlung verkaufen. Weitere bauliche Veränderungen nahm nach 1945 der damalige neue Eigentümer, der Opernsänger Dietrich Fischer-Dieskau, vor.
2015 wurde die Geschichte des Hauses zufällig von Ursula Seeba-Hannan (Lenzwerk Holding GmbH) entdeckt, die mit dem Umbau des Hauses beauftragt wurde. Ihre Recherchen führten tief in Archive in Berlin und London. Behutsam wurden die Zeitschichten des Hauses freigelegt. Die daraus gewonnen Erkenntnisse sind Grundlage des Sanierungskonzepts. Es gelang, aus Erinnerungsscherben ein schillerndes Mosaik zusammen zusetzen, das die Bedeutung dieses außergewöhnlichen Hauses und seiner früheren Bewohner zu verdeutlichen vermag.
Die Ausstellung zeigt sowohl die faszinierende Geschichte des Hauses als auch seine komplexe Baugeschichte. Bewohner und Gäste aus verschiedenen Epochen werden geschildert, aber auch historischen Fotos und Plänen die Aufnahmen des aktuellen Sanierungsprozesses gegenübergestellt. Es wird ein beispielhafte Umgang mit einem bedeutenden Baudenkmal deutlich, das in seiner Urform eine faszinierende Ikone expressionistischer Architektur gewesen ist.www.tagesspiegel.de/kultur/die-villa-buchthal-vom-farbigen-kristall-zum-...
Eine Ausstellung im Architekturforum Aedes I ANCB the Metropolitan Laboratory
Christinenstraße 18-19, 10119 Berlin