Die Landschaft in uns
Künstler: Claus Brunsmann, Mariana Hahn, Thorsten Heinze, Miru Kim, Kate McMillan,
Jesus Pastor, Shingo Yoshida
Kuratoren: Constanze Kleiner, Rachel Rits-Volloch and Stephan von Wiese
Schlachthaus. fresh&fine art setzt sich in seiner zweiten Ausstellung mit Formen innerer Landschaftsbilder auseinander. Die Darstellung wird hier zu einem narrativen Prozess, zum kontemplativen Erlebnis.
Die Ausstellung „Die Landschaft in uns“ stellt die explosive Malerei von Claus Brunsmann in einen Dialog mit fünf unterschiedlichen internationalen Künstlern, die vorrangig mit den Medien Fotografie und Film sowie mit Mitteln der Performance arbeiten.
Gezeigt wird eine große komplexe Werkgruppe von sechzehn großformatigen Bildern des in Berlin lebenden Malers Claus Brunsmann. Diese Werke vermischen malerisch Daten des Innen- und Außenlebens, Objekte werden im Mal-Akt auf spontane Weise defiguriert, Inhalte werden verdichtet. Durch die spezielle Maltechnik des Künstlers, vor allem geprägt von plötzlichen Interventionen mit Rakeln in die Farbschichten, werden Räume geöffnet und wieder geschlossen. Harte Schnitte legen grell leuchtende Flächen frei, die zu unerwarteten Informationsträgern werden und kaleidoskop-artig neue Zusammenhänge herstellen.
Claus Brunsmanns Werk der letzten 10 Jahre ist inhaltsschwer, geprägt von zunehmender Verdichtung. Diese Ballung an Energie ist kaum erträglich, sie provoziert den Künstler zur Entfesselung von purer Farbe. Dadurch entsteht die unverwechselbare Wucht der Bilder von Claus Brunsmann. Für ihn ist die Kunst seit Beginn der Menschwerdung die Inkarnation von Ritual und Spiritualität. Dem geht er in seinem Werk bis heute nach.“Distorted Memories of Nature“ war 2012 in Hamburg der Titel eines breiten Werküberblicks des Malers, der an der Düsseldorfer Akademie Meisterschüler von Jannis Kounellis war.
Dieser extremen Position von Malerei über Malerei, stellt die Ausstellung die kontemplative Landschaft „I too am a monk, I too am the sea“ von Mariana Hahn gegenüber. Diese Fotoinstallation, lässt die Gestalt der Künstlerin in einem mönchsartigen Gewand vor den Weiten des Meeres als dem mythischen Ursprungselement, erscheinen. Es ist ihre Auseinandersetzung mit dem romantischen Bild „Mönch am Meer“ von Caspar David Friedrich.
Die Konfrontation mit den Urelementen findet auf andere Weise auch in der Farbfotoserie der in New York lebenden Koreanerin Miru Kim „The Camel’s Way“ Gestalt. Die Künstlerin stellt sich in dieser Fotofolge nackt den Weiten der Wüste. Die Fragilität ihrer Gestalt und Körperhaltung, die trotz der Härte ihrer Umgebung Gelassenheit ausstrahlt, spiegelt damit plötzlich die ebenso existente Zerstörbarkeit ihrer Umgebung. Auch hier ist die Metapher der Landschaft Ausdruck inneren Erlebens.
Ein ähnlich einsames Szenarium sind die Fotografien des japanischen Filmemachers und Fotokünstlers Shingo Yoshida. Er bereist in Extremgebiete der Erde und sucht Mythen-geladene Orte, etwa in Sibirien den Punkt, wo der 180ste Meridian und der Arctic Circle aufeinandertreffen. Die Weite und Unberührtheit dieser Gegenden festhaltend, wird die Flüchtigkeit der Spur des Menschen darin plötzlich fragwürdig.
Die dreiteilige Fotoedition „Vast Structure of Recollection“ der australischen Medienkünstlerin Kate McMillan ist der sie faszinierenden Beziehung zwischen Körpererinnerung und Landschaft gewidmet. Mit den Mitteln der Fotografie, des Films und der Skulptur erforscht sie den Grad der Ablagerung von Erinnerung und deren Verortung anhand von stillen Gesten, Landschaft und Objekten, mit denen wir uns umgeben. McMillans Arbeiten sind nicht endender Dialog zwischen Abstraktion, gefühlter Erfahrung und Erinnerung – eine Art sichtbar werdendes Gedicht.
Abgelegene, steinige Wege auf Island hat der spanische Dokumentationsfotograf Jesus Pastor festgehalten. Das Bildmotiv Stein und Abgrund wiederholt sich in seiner Bildfolge wie ein Mantra. Die Beschränkung der Darstellung auf ein bestimmtes Detail ist immer wieder ein pointiertes Mittel, um die Imaginationskraft des Betrachters in Gang zu bringen.
Die unverwechselbarste aller menschlichen Landschaften sind die Handflächen. Die Porträtaufnahmen von Marcel Marceau in der Ausstellung zeigen nichts als die Innenflächen seiner Hände. Ihr Fotograf, Thorsten Heinze, war 17 Jahre lang spiritueller Guide, Schüler, Assistentin, Freund und enger Begleiter von Marcel Marceau auf den Bühnen der Welt. Auch diese bewegten Momente sind Bilder inneren Erlebens.
„Die Landschaft in uns“ von Schlachthaus.fresh&fine art ist eine kooperation mit SevenStarGallery und Momentum Berlin.
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